Global Learning

Ich bin ja ständig daran interessiert, wie unsere Schul- und Hochschulausbildung in den nächsten Jahren aussehen kann. Und damit meine ich nicht solche Spinnereien wie sie jetzt von schwedischen Kommunalpolitikern vorgeschlagen wurden.

E-Learning ist dabei längst schon ein alter Hut, obwohl sich’s nie richtig durchgesetzt hat. Liegt vielleicht auch an der halbherzigen Umsetzung – meine Hochschule ist da auch ganz groß drin, selbst wenn es da nur als erweitertes Angebot vorgesehen ist. Einen deutlich besseren Weg zeigt Salman Khan seit Jahren mit seiner Khan Academy. In 10- bis 20-minütigen Youtube Videos (von denen es mittlerweile tausende gibt) erklärt er alle möglichen Naturwissenschaften, von den Grundlagen bis zu sehr komplexen Sachen. Es ist quasi wie Wikipedia – Wissen für alle, allerdings auch noch so erklärt, dass man’s kapiert. In seinem TEDtalk von 2011 erklärt er wie sein System bereits in Schulklassen eingesetzt wird und den traditionellen Unterricht einfach mal auf den Kopf stellt.

Ohne dass er das anfangs wollte, hat er damit eine neue Form des Lernens ermöglicht. Denn jeder lernt unterschiedlich schnell. Videos kann man anhalten, zurückspulen und noch 10 mal anschauen. Unterricht nicht. Außerdem kann man’s zu jeder Tageszeit und von überall auf der Welt (China jetzt mal ausgenommen) ansehen.

Vermutlich haben das jetzt auch die Elite-Unis erkannt. Harvard und MIT haben mit edX ein joint venture am Laufen, bei dem alle Kurse kostenlos angeboten werden und man am Ende auch ein Zertifikat bekommt. Da steht dann zwar “nur” HarvardX oder MITx drauf, aber viel näher wird man dem vermutlich auch nicht kommen. Coursera bietet mittlerweile Kurse von 16 Unis an, darunter auch Princeton und Stanford. Ein wenig idealistischer scheint Sebastian Thrun an die Sache heranzugehen. Ein ehemaliger Stanford Prof, der Udacity gegründet hat und großspurig verkündet “I can’t teach at Stanford again.” Interessanterweise kosten die Tests bzw. Zertifikate auf seiner Seite bereits jetzt schon etwas. Dennoch ist es sehr spannend, was er zu erzählen hat. Denn er hat ja Recht – unsere aktuelles Bildungssystem wirkt in der heutigen Zeit mitunter sehr archaisch und macht Kindern das Lernen schlimmstenfalls noch abspenstig anstatt es zu fördern.

Spiegel Online schreibt, dass die Elite-Unis damit um den “Bildungsmarkt der Zukunft” kämpfen. Manche prophezeien damit auch schon den Untergang der Universitäten, wenn nicht sogar des Abendlandes. Sei’s wie’s is. Bildung öffnet tausend Wege. Und dank solcher Angebote wird keiner mehr aus ethnischen, religiösen, finanziellen oder sonst was für fadenscheinigen Gründen davon ausgeschlossen und kann in dem Tempo lernen, das ihm Spaß macht. Internetanschluss vorausgesetzt.

Update: Auf Class Central sind die Videos aller Angebote der US-Hochschulen übersichtlich aufgelistet. Damit kann man dann schon mal ein paar Abende verbringen.