Generation… ja, was eigentlich?

Generation Y? Digital Natives? Millennials? Es gibt viele Bezeichnungen für meine Generation, also alles zwischen Jahrgang 1980 und 1990. Menschen, die von der Teilung Deutschlands nicht mehr viel mitbekommen haben. Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind. Menschen, denen es verdammt gut geht und die unzählige Möglichkeiten haben.

Ein Problem, was ich an den Begrifflichkeiten wie Generation Y habe, ist, dass uns dieser Stempel von Leuten aufgedrückt wird, die überhaupt nicht zu unserer Generation zählen. In erster Linie Personaler. Und sie haben definitiv einige Sachen richtig identifiziert: mit Sicherheit möchte ich eine ordentliche Work-Life-Balance. Wenngleich Arbeit und Privates heute so sehr verschwimmen, dass man besser von einer Life-Balance sprechen sollte. Aber betrifft das jetzt nur meine Generation? Bei der rasant ansteigenden Anzahl von Depression- und Burnout-Patienten merken hoffentlich auch noch andere, dass in unserer Gesellschaft Arbeit nicht mehr alles ist. Und die Generation Y möchte nicht führen? I call bullshit. Klar stellen wir bestehende Hierarchien erst mal in Frage. Aber daraus zu verallgemeinern, dass keiner mehr eine Führungsrolle übernehmen möchte, ist schlicht falsch.

Die einzige Frage, die sich Personaler und Werbebranche stellen ist “Wie ticken die?”. Keiner fragt sich “Wie fühlen die sich?”. Wir sind eine Generation, für die Krieg etwas Unvorstellbares ist. Wir haben die Freiheit alles tun zu können, was wir wollen. Aber genau diese unzähligen Möglichkeiten erschlagen uns. Denn wir haben auch keine Leitbilder mehr (“Kapitalismus gut, Kommunismus böse.”), wir müssen uns weder beruflich noch privat in irgendeiner Weise einschränken. Alles läuft bestens. Und wo hat’s uns hingeführt? In einen Zustand, in dem die meisten gar nicht mehr so genau wissen, was sie wollen. Oder einer Utopie nachstreben: genügend Zeit für die Familie, Zeit für Hobbies und eine Arbeit, die Spaß macht.

Die Vielzahl an Möglichkeiten ist ein Luxusproblem, die sprichwörtliche Qual der Wahl. Du kannst in jedes Land der Welt reisen und bleibst am Ende doch zu Hause, weil du dich nicht entscheiden kannst. Oder du bereust, dass du nicht nach Australien geflogen bist, obwohl du gerade am Strand in Florida liegst.

Es kann also nicht schaden, auch tatsächlich mal mit meiner Generation zu reden, als nur von außen draufzuschauen und zu analysieren. Glücklicherweise denkt auch manch anderer aus meiner Generation so und versucht ein wenig zu vermitteln.